Antrag-Nr. 13/54
öffentlich
Datum: | 06/28/2010 |
Antragsteller: | SPD, GRÜNE, FDP |
Tagesordnungspunkt:
Anträge der Fraktionen
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt, dem GA in einer seiner nächsten Sitzungen das Projekt EX-IN oder ein vergleichbares Projekt vorzustellen.
Begründung:
EX-IN (Experienced-Involvement = Einbeziehung Psychiatrie-Erfahrener) heißt ein mit europäischen Mitteln gefördertes Pilotprojekt, das 2005 – 2007 in den Ländern Norwegen, Schweden, UK, Niederlande, Deutschland und Slowenien lief. Es gründet sich auf wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass die Nutzung von Selbsthilfepotenzialen, die Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen und "Peer-Spezialisten" in der Behandlung und Betreuung von psychisch kranken Menschen ein erheblicher Gewinn ist. Eine Einsicht, die in der Suchtversorgung lange Konsens ist. Dort spielt nicht nur die Selbsthilfe eine bekanntermaßen große Rolle. Auch die Anstellung von Menschen mit Suchterfahrung in Suchthilfeeinrichtungen ist relativ alltäglich. In psychiatrischen Einrichtungen tut man sich – insbesondere in Deutschland – traditionell schwer mit der Vorstellung, Menschen mit Psychoseerfahrung können Kollegen im Team sein und einen wertvollen Beitrag im Betreuungs-/Behandlungskonzept leisten.
Die Idee des EX-IN-Projektes war es nun, an einer solchen Tätigkeit interessierten Menschen mit Psychiatrieerfahrung eine Ausbildung anzubieten. Die Ausbildung läuft über ca. ein Jahr. Im Kern steht weniger die Vermittlung von Fachwissen, als die Reflektion von Erfahrung und die Aneignung von Wissen, Fähigkeiten und Haltungen, die an Erfahrungswissen von Betroffenen anknüpfen und es nutzbar machen. Man hat für die Absolventen den Titel "Genesungsbegleiter" gefunden.
Nach den sehr positiven Erfahrungen in Bremen und Hamburg haben sich in mehreren Bundesländern Initiativen zum Aufbau solcher Kurse gebildet.
Unterschriften:
Thomas Böll
Ralf Klemm
Hans-Otto Runkler