LVIS Recherche - Antrag
Logo: Fraktion DIE LINKE.
in der Landschaftsversammlung Rheinland

Antrag-Nr. 13/95
öffentlich
Datum:
01/20/2011
Antragsteller:
Die Linke.
Gesundheitsausschuss04.02.2011empfehlender Beschluss
Finanz- und Wirtschaftsausschuss16.02.2011empfehlender Beschluss
Landschaftsausschuss18.02.2011empfehlender Beschluss
Landschaftsversammlung28.02.2011Beschluss
Tagesordnungspunkt:
Haushalt 2011, Zuschuss an die „Nordrheinische Arbeitsgemeinschaft gegen die Suchtgefahren“
Beschlussvorschlag:
Der LVR verzichtet auf die Streichung des Zuschusses an die „Nordrheinische Arbeitsgemeinschaft gegen die Suchtgefahren“
Begründung:
Zur Haushaltskonsolidierung ist die vollständige Streichung des Zuschusses an die "Nordrheinische Arbeitsgemeinschaft gegen die Suchtgefahren" vorgesehen (siehe Vorbericht zum Haushaltsplan 2011, Produktgruppe 062).

Die Arbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss verschiedener Verbände der die  ehrenamtliche Suchtkrankenhilfe und etablierte Sucht-Selbsthilfeverbände wie Kreuzbund, Anonyme Alkoholiker, Blaukreuz und Guttempler sowie Freundeskreise und freie Gruppen und ehrenamtliche Mitarbeiter der Suchtselbsthilfe durch Schulung und Fortbildungsmaßnahmen fördert. Außerdem unterstützt die Nordrh. Arge diese Gruppen bei deren familienorientierter Hilfe für Suchtkranke.

In wesentlichen umfasst der Förderbedarf der Nordrh. Arge zwei Bereiche. Zum einen geht es um die Vernetzung mit dem professionellen Hilfesystem. Darüber hinaus sind zur Qualitätsverbesserung der Suchtselbsthilfe Maßnahmen notwendig, die dem steigenden fachlichen Bedarf und dem sich wandelnden Nachfrageverhalten Rechnung tragen. Dazu gehören Angebote zur Erreichung von neuen Zielgruppen bzw. die Öffnung für Hilfesuchende mit speziellen Voraussetzungen (Alte, Migranten, Glücksspieler).
Maßnahmen zur weiteren Qualifizierung der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Suchtselbsthilfe setzen finanzielle Mittel voraus.
Menschen mit psychischen und seelischen Störungen brauchen eine  unbürokratische Form, um auf geeignete Weise hilfreiche Gruppen- und Freizeitangebote wahrzunehmen. Dazu gehören auch Modelle einer gesundheitsbewussten Lebensführung, die zeitlich begrenzt sind und auch möglichst frühzeitig ansetzen. So bietet die Nordrh. Arge beispielsweise alljährlich Maßnahmen zur alkoholfreien Freizeitgestaltung über die Karnevalstage an, koordiniert Familienaktionen mit erlebnispädagogischen Methoden (gemeinsame Kanutouren), Tagestouren und Freizeitaktivitäten (Yoga-workshops in der Eifel).

2010 wurde die Nordrh. Arge vom LVR in Form einer Festbetragsfinanzierung mit  10.000,- € gefördert. Bereits 2009  ist die Förderung massiv um 50% gekürzt worden.
Dabei kann die Projektförderung im bisherigen Umfang nur als flankierende Maßnahme verstanden werden. Sie dient der Belebung und Motivationsförderung von Selbsthilfegruppen, die über das Gruppen-Standardangebot hinaus aktiv werden wollen.

Die Selbsthilfeverbände leisten einen hohen Grad an unentgeltlichem Engagement und stellen im Rahmen des Behandlungsverbundes einen unverzichtbaren Baustein dar. Sie ist in der Akuthilfe (Entgiftung) tätig, wenn am Wochenende die professionelle Hilfe nicht präsent sein kann;  sie trägt darüber hinaus aktiv nach Entlassung aus der Reha-Maßnahme dazu bei, dass Menschen wieder eine verlässliche Anlaufstelle und Begegnungsmöglichkeiten finden.
Der LVR hat zahlreiche Teilhabe-Möglichkeiten von Menschen mit Behinderung geschaffen und sollte den Anspruch haben, diese Möglichkeiten auch für Suchtkranke Menschen und deren Angehörige zu bieten. Die LVR-Mittel schufen bisher neben dem Qualifizierungs- und Begegnungsaspekt auch ein motivierendes Zeichen gesellschaftlicher Bestätigung und Anerkennung. Das Gesundheitssystem braucht nicht nur eine funktionstüchtige professionelle Rehabilitation, sondern auch eine bunte Palette an Selbsthilfeorganisationen vor allem in der Region, in der sie unbürokratische Hilfe leisten.

Die vollständige Streichung der verbliebenen 10.000 Euro würde dazu führen, dass viele Angebote der ehrenamtlichen Suchthilfe eingestellt werden müssten und hätte darüber hinaus verheerende Signalwirkung auf die ehrenamtliche und familienbezogene Selbsthilfe. Der präventive Charakter vieler dieser Hilfen führt letztlich zu großen Einsparungen, eine Streichung des Zuschusses wäre auch in dieser Hinsicht kontraproduktiv.

Unterschrift:
Felix Schulte (Fraktionsgeschäftsführer) Felix Schulte (Fraktionsgeschäftsführer) 
Anlagen:
  • Keine Anlagen vorhanden