LVIS Recherche - Vorlage
Der Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland
Vorlage-Nr. 12/1343
öffentlich
Datum:
04/10/2006
Dienststelle:
Berg. Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich handwerkliche Kultur Lindlar
Bearbeitung:
Frau Trilling-Migielski
Kulturausschuss26.04.2006empfehlender Beschluss
Umweltausschuss04.05.2006zur Kenntnis
Tagesordnungspunkt:
Bergisches Freilichtmuseum
- Bericht über das Symposium „Perspektiven – Bergisches Freilichtmuseum 2015“ und Entwicklungskonzeption für das Bergische Freilichtmuseum – Fortschreibung des Museumskonzepts
Beschlussvorschlag:
1. Der Bericht über das Symposium „Perspektiven – Bergisches Freilichtmuseum 2015“ wird zur Kenntnis genommen.
2. Es wird zugestimmt, die mit Vorlage Nr. 12/1343 vorgelegte Museumskonzeption weiterzuverfolgen und die vorgestellten Konzepte in die Planung aufzunehmen.
Finanzielle Auswirkungen:
Kosten der Maßnahme:s. Anlage 2
Im Haushaltsplan veranschlagt:Nein
Im Wirtschaftsplan veranschlagt:Nein
Mittel stehen zur Verfügung:Nein
Jährliche Folgekosten:s. Anlage 2
Unterschrift:
M o l s b e r g e r 
Begründung:

Bericht über das Symposium „Perspektiven – Bergisches Freilichtmuseum 2015“ und Entwicklungskonzeption für das Bergische Freilichtmuseum – Fortschreibung des Museumskonzepts

Wie sieht die mittelfristige Zukunft des Bergischen Freilichtmuseums aus? Mit dieser Frage befasste sich das ganztägige Symposium mit dem Thema „Perspektiven – Bergisches Freilichtmuseum 2015“, das am 17. Februar 2006 im Schloss Heiligenhoven stattfand. Zur Diskussion stand das Positionspapier (Vorlage Nr. 12/872) mit den in den nächsten Jahren beabsichtigen Planungen zum weiteren Museumsausbau.

Acht Fachleute mit vielfältigen praktischen Erfahrungen in der Umweltbildung, dem Museumsmarketing, der Vermittlung von Regionalkultur und der Freilichtmuseumsarbeit nahmen in ihren Vorträgen auf diesen Entwicklungsplan Bezug. Nach der Präsentation ihrer eigenen Arbeitsfelder formulierten sie anschließend Empfehlungen für das Bergische Freilichtmuseum. Alle Beiträge wurden in geraffter Form in einer kleinen Broschüre publiziert und sind als Anlage 1 beigefügt ist.

Rund 80 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus den politischen Gremien, den Museen sowie Umwelt-, Tourismus- und Wirtschaftsverbänden nahmen an der Veranstaltung teil und diskutieren mit den Vortragenden über die weitere Entwicklung des Bergischen Freilichtmuseums zwischen Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur, die zunehmende Bedeutung von Umweltbildung und Naturerlebnis, die Vernetzung mit weiteren Einrichtungen und zahlreiche weitere Aspekte.

Das Symposium stieß auf sehr positive Resonanz in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt. Auch in der Presse wurden die „guten Perspektiven“ des Bergischen Freilichtmuseums als wichtiger Anziehungspunkt im Bergischen Land erfreut zur Kenntnis genommen. Das beachtliche Interesse kann als Anregung dienen, auch künftig museumsspezifische Fragen in größerem fachlichen Rahmen zu erörtern.

Die Gedanken der Referentinnen und Referenten zu einzelnen Punkten in der Konzeption finden sich in der um diese Vorschläge erweiterten Fassung des Positionspapiers mit Stand März 2006 und zugehörigem Lageplan wieder. Dieses Papier und der Lageplan liegen ebenfalls als Anlagen 2 und 3 bei. Der besseren Übersichtlichkeit halber sind die wesentlichen Empfehlungen am Ende der einzelnen Kapitel des Konzeptes positioniert. Sie sollen an dieser Stelle kurz skizziert werden:

Alleinstellungsmerkmal Ökologie

Aus Erwägungen eines zielorientierten Marketings, insbesondere unter dem Aspekt der Markenbildung, sollte die ökologische Ausrichtung auch weiterhin als das Alleinstellungsmerkmal des Bergischen Freilichtmuseums hervorgehoben werden. Damit unterscheidet sich die Einrichtung von den anderen Freilichtmuseen durch eine größere themati sche Bandbreite. Dies wird daran deutlich, dass der Begriff Ökologie, insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt, ohne regionalhistorische und volkskundliche Bezüge nicht vermittelt werden kann. Außerdem erweitern Aspekte der Umweltbildung den „klassischen““, auf Vergangenheit und Gegenwart ausgerichteten Vermittlungshorizont eines Museums noch um den Blick in die Zukunft.

Museumskooperationen

Neben der Kooperation mit Rheinischen Industriemuseum, Schauplatz Engelskirchen, wäre eine weitere Kooperation mit dem Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig in Bonn denkbar, dessen Ausstellungsbereich „Die Heimat entdecken“ im Bergischen Freilichtmuseum nicht allein durch den Aspekt des Landschaftserlebnisses vertieft werden könnte.

LVR-Projekt SWIM (= Schüler wohnen im Museum)

Als Ergebnis des Symposiums wurde auch deutlich, dass insbesondere die mehrtägige Beschäftigung mit den vermittelten Inhalten den Lernerfolg nachhaltig vertiefen und verfestigen.

Dem Bildungsauftrag des Bergischen Freilichtmuseums entsprechend, sollte die derzeit in der Vorburg befindliche Schülerherberge nach dem geplanten Umbau von Schloss Heiligenhoven an einem neuen Standort im Museumsgelände fortgeführt und didaktisch weiter entwickelt werden. Dazu tragen eine inhaltliche Vertiefung des museumspädagogischen Angebotes auf alle schulischen Jahrgangsstufen ebenso bei wie eine Verlängerung des Aufenthaltsdauer im Freilichtmuseum.

Eine Kombination von SWIM mit einem noch einzurichtenden „Schulbauernhof“ im Museumsgelände böte sich dafür in idealer Weise an. Sein pädagogischer Auftrag, den landwirtschaftlichen Alltag im Jahreslauf von der Tierpflege bis hin zur Produktion und Verarbeitung von Nahrungsmitteln für Kinder und Jugendliche erlebbar zu machen (Motto: „Landwirtschaft (er-)leben – Nahrung schätzen – Gesundheit fördern“) erweitert das ökologische Konzept des Bergischen Freilichtmuseums erheblich und verstärkt damit das Alleinstellungsmerkmal der Einrichtung.

„Museum im Koffer“

Nach dem Vorbild der sehr erfolgreichen „Mobilen Wasserschule“ in den Hohen Tauern im österreichischen Bundesland Kärnten und dem Vorbild des „Museums im Koffer“ mit einem vorbereitenden Unterricht an den Schulen sollte für das Bergische Freilichtmuseum ein vergleichbares Angebot geschaffen werden, das eine an dem Lehrplan orientierte Vermittlung von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe bereitstellt.

Die Kooperation mit Partnern aus dem Bereich Wald (Waldschule Schloss Heiligenhoven/Forstamt Wipperfürth), Wasser (Aggerverband/Kläranlage Lindlar) und Müll (Bergischer Abfallwirtschaftsverband) würde langfristig eine gegenseitige Vernetzung der Inhalte bewirken, die durch ein ergänzendes Programm im Museumsgelände weiter vertieft werden könnten.

Es ist deshalb auch wünschenswert, dass die im Museumskonzept mit Planungsszenarien bis 2015 erwähnte Wasserschule Teil eines europäischen Netzwerkes von entsprechenden Einrichtungen nach dem Vorbild der „Mobilen Wasserschule“ in den Hohen Tauern wird, die auf dem Symposium vorgestellt wurde.

Ein weiterer Effekt dieser externen Museumsarbeit wäre die hohe Werbewirksamkeit für das Bergische Freilichtmuseum: Im Einzugsgebiet könnten Bildungseinrichtungen bereist werden, die aufgrund ungünstiger Verkehrsanbindung oder räumlicher Entfernung das Bergische Freilichtmuseum selbst nicht besuchen.

Der ältere Museumsbesucher

Wie kann das Bergische Freilichtmuseum der in unserem Land zunehmende Überalterung der Gesellschaft begegnen? Zweifelsohne wird der Anteil älterer Museumsbesucher in den nächsten Jahren steigen. Den in aller Regel besseren finanziellen Möglichkeiten dieser Klientel steht als Handicap eine altersbedingte körperliche Konstitution gegenüber, die sich gerade in einem Freilichtmuseumsgelände nachteilig auswirken kann.

Neben einfachen „Komfortverbesserungen“ wie dem vermehrten Aufstellen von Sitz- und Rastgelegenheiten, der Bereitstellung von Gehhilfen bis hin zum geländegängigen Rollstuhl, wären auch die Informationsbereiche im Museum zu optimieren (besser lesbare Beschriftung, Hörstationen etc.)

Mindestens genauso wichtig ist auch die persönliche Ansprache und Betreuung durch das Museumspersonal, da sich ältere Menschen häufig unsicher fühlen.

Im Veranstaltungsbereich hat sich gezeigt, dass im fortgeschrittenen Alter das Interesse an zeitgeschichtlichen Fragestellungen (z. B. in Ausstellungen, Gesprächsrunden etc.) sehr viel größer als bei jüngeren Altersgruppen ist. Auch diese Aspekte sollten in der Planung künftig mehr als bisher berücksichtigt werden.

Das Konsumverhalten ließe sich möglicherweise durch ein stärk er an den Bedürfnissen dieser Altersgruppe orientiertes Angebot im Mu seumsladen befriedigen.

Stärkung des Erlebnischarakters

Im Vergleich zu anderen Freilichtmuseen zeichnet sich das Bergische Freilichtmuseum durch eine Überschaubarkeit aus, die von seinen Besucherinnen und Besuchern als sehr angenehm empfunden wird. Die malerische Lage des Museums im Lingenbachtal, sein Biotopcharakter, die unterschiedlichen und seltenen Haustierrassen, die Präsentation traditioneller Handwerkstechniken und der Blick in den dampfenden Kochtopf in der Küche des Hofes Steinscheid mögen lediglich als kleine Erlebnisse erscheinen, doch spiegeln sie die Bedürfnisse ökologisch bewusster und historisch interessierter Menschen in den museumsnahen Ballungsräumen sehr anschaulich wider.

Kurzum – es ist das Museumserlebnis mit allen Sinnen, das die Mehrzahl der Besucherinnen und Besucher bewegt, immer wieder nach Lindlar zu kommen und hier die Natur zu genießen und Anreize zu erhalten, einmal genauer hinzuschauen.

Während das Bergische Freilichtmuseum diese Erwartungen im Naturbereich bereits erfüllt, sollten noch die Möglichkeiten, den historischen Alltag zu „erleben“, ausgebaut werden.

Einen Auftakt dazu bildet demnächst das historische Wohn-Stallhaus aus Hoppengarten an der Sieg mit seiner betriebsfähigen Rauchküche: Dort wird regelmäßig im offenen Feuer gekocht. Im Obergeschoß „erzählen“ seine ehemaligen Bewohner in einer Inszenierung, wie sie um 1800 in einem solchen Haus lebten.

Der geplante Ausbau des Museums mit interessanten Gebäuden wird weitere derartige Themenräume schaffen, die den Besuchern abwechslungsreich und Erlebnis orientiert den historischen Alltag im Bergischen Land vermitteln sollen. In diesen Sinne ist in den nächsten Jahren daran gedacht, eine ehemalige Kunstwollmühle mit Wasserantrieb und ein nahezu 300 Jahre altes und weitgehend unverändertes Bauernhaus im Museum wieder aufzubauen. Zweifelsohne wird durch die spannende Inszenierung der Geschichte dieser Gebäude auch der Anreiz geschaffen, das Freilichtmuseum auch bei ungünstiger Witterung zu besuchen.

Populäre und gestalterisch ansprechende Ausstellungen wie „Schnecken – der Feind in meinem Beet“, in der viele Museumsbesucher einen Teil ihres Alltags wieder finden, tragen ebenfalls dazu bei, den Besuch des Bergischen Freilichtmuseums zu einem Erlebnis zu machen. Deshalb sollen künftig jährlich mindestens zwei Wechselausstellungen gezeigt werden.

Kooperation mit Naturarena

Der Touristikverband „Naturarena Bergisches Land“ wurde 2005 gegründet und befindet sich derzeit noch in der Konsolidierungsphase. Er ist ein Zusammenschluss der Touristikverbände des Rheinisch-Bergischen und des Oberbergischen Kreises. Bislang ist das Bergische Freilichtmuseum Mitglied im Touristikverband des Oberbergischen Kreises (TVO). Die gute Zusammenarbeit zwischen Museum und dem TVO soll mit der „Naturarena“ fortgesetzt und erweitert werden. Es ist beabsichtigt die Multiplikatorfunktion der „Naturarena“ und auch des Naturparks Bergisches Land noch intensiver zu nutzen.

Bislang warb der TVO für seine Mitglieder mit der Versendung und Verteilung von Infomaterial, mit der Darstellung und Verlinkung in seinem Internetportal und insbesondere auf Messen. So konnte sich das Bergische Freilichtmuseum in der Vergangenheit u. a. auf dem Reisemarkt Köln, der TourNatur Düsseldorf und auf der Landesgartenschau in Leverkusen kostenfrei präsentieren – die Standgebühren wurden vom Touristikverband übernommen.

 In Vertretung

 K a r a b a i c

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlagen: