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Antrag-Nr. 13/268
öffentlich
Datum:
10/17/2013
Antragsteller:
SPD, GRÜNE, FDP
Krankenhausausschuss 304.11.2013zur Kenntnis
Krankenhausausschuss 205.11.2013zur Kenntnis
Krankenhausausschuss 406.11.2013zur Kenntnis
Krankenhausausschuss 107.11.2013zur Kenntnis
Gesundheitsausschuss08.11.2013empfehlender Beschluss
Finanz- und Wirtschaftsausschuss04.12.2013empfehlender Beschluss
Landschaftsausschuss06.12.2013empfehlender Beschluss
Landschaftsversammlung16.12.2013Beschluss
Tagesordnungspunkt:
Haushalt 2014;
Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Versorgung
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt, in 2014 eine Konzeption zur Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Versorgung durch die Fachabteilungen der LVR-Kliniken vorzulegen. In dem Konzept sollten die Fragestellungen nach einer wohnortnahen, patientenzentrierten und sektorübergreifenden Gestaltung der Behandlungsprozesse, nach einer Einbeziehung der Angehörigen bzw. des jeweiligen Lebensumfeldes sowie nach verbindlichen Kooperationen mit den übrigen Leistungserbringern der geriatrischen Behandlung, Rehabilitation und Pflege besonders betrachtet werden.
Begründung:

In Deutschland sind derzeit mehr als 25% der über 65-jährigen Menschen – das sind etwa 4,25 Millionen Menschen – von einer psychischen Störung betroffen.
Der Anteil der über 65jährigen an der Bevölkerung Deutschlands lag in 2001 bei 17%, in 2010 bereits bei 20,6% und wird sich bis 2050 auf voraussichtlich 30% erhöhen. Damit wird auch die Zahl psychisch kranker alter Menschen in Zukunft weiter ansteigen. Für die Betroffenen, ihre Familien und die Gesellschaft insgesamt bedeutet diese Entwicklung eine große Herausforderung.

Fasst man die erstmalig im Alter auftretenden depressiven Störungen, (posttraumatische) Belastungsstörungen, Angststörungen und somatoforme Störungen zusammen, so bildet diese Gruppe die Mehrheit der gerontopsychiatrischen Krankheitsbilder.
Depressionen und Angststörungen sind wiederum ein bedeutender Risikofaktor für Suizidalität. Der Anteil der Suizide alter Menschen an den Suiziden insgesamt ist mit 42% doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung und stellt damit die höchste Rate unter allen Altersgruppen dar.

Nach aktuellen Schätzungen leben heute rund 1,3 Mio. Menschen mit Demenz in Deutschland. Weil die Bevölkerung weiter altert, wird sich im Jahr 2040 die Zahl der Betroffenen nach Schätzung des Statistischen Bundesamts auf knapp 2 Millionen erhöhen. Medizinische Möglichkeiten zur Heilung der Krankheit sind nicht in Sicht.
Die meisten psychisch kranken älteren Menschen leben heute in der eigenen Häuslichkeit und werden von ihren Familien und/ oder professionellen Diensten unterstützt. Ihre ärztliche Diagnostik und Behandlung erfolgt weniger durch Fachärzte, als vielmehr in der überwiegenden Mehrzahl durch den Hausarzt.
Dies erklärt den vergleichsweise geringen speziell psychiatrischen Versorgungsanteil bei der Behandlung psychisch kranker älterer Menschen.

Psychisch kranke alte Menschen brauchen ein Hilfesystem, das personenzentriert, fachlich kompetent und gemeindenah ihrem komplexen Hilfe- und Unterstützungsbedarf gerecht wird. Hierfür müssen deutlich bessere strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die enge Verzahnung und verbindlich geregelte Zusammenarbeit aller Hilfeleistungssysteme ist Voraussetzung für eine vorrangig ambulante, personenzentrierte und integrierte Erbringung von Behandlungs-, Pflege- und anderen Versorgungsleistungen. Insbesondere müssen  die gerontopsychiatrischen Behandlungsbereiche sich verstärkt mit geriatrischen Einrichtungen, komplementären gemeindepsychiatrischen Hilfeangeboten und mit der Altenhilfe vernetzen.

Das Konzept soll in Zusammenarbeit mit den freien Trägern und Selbsthilfegruppen erstellt werden.
Unterschriften:
Thomas Böll
Ralf Klemm
Hans-Otto Runkler
Anlagen:
  • Keine Anlagen vorhanden