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in der Landschaftsversammlung Rheinland

Antrag-Nr. 13/78
öffentlich
Datum:
01/17/2011
Antragsteller:
Die Linke.
Krankenhausausschuss 331.01.2011empfehlender Beschluss
Krankenhausausschuss 101.02.2011empfehlender Beschluss
Krankenhausausschuss 402.02.2011empfehlender Beschluss
Krankenhausausschuss 203.02.2011empfehlender Beschluss
Gesundheitsausschuss04.02.2011empfehlender Beschluss
Ausschuss für Personal und allgemeine Verwaltung14.02.2011empfehlender Beschluss
Finanz- und Wirtschaftsausschuss16.02.2011empfehlender Beschluss
Landschaftsausschuss18.02.2011empfehlender Beschluss
Landschaftsversammlung28.02.2011Beschluss
Tagesordnungspunkt:
Haushalt 2011, Gesamtkonzept zur Personalförderung und –bindung an den LVR-Kliniken
Beschlussvorschlag:

Die LVR-Zentralverwaltung erarbeitet in Kooperation mit den LVR-Kliniken ein Gesamtkonzept zur Personalförderung und –bindung an allen LVR-Kliniken. Im Fokus des Gesamtkonzepts stehen Standards für Wohnheime für Pflegekräfte, Kinderbetreuung für die Kinder von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Angebote zum Ausgleich der hohen Arbeitsbelastung, Anpassung des Personalschlüssels sowie eine Beschränkung der befristeten Beschäftigungsverhältnisse. Ziel des Gesamtkonzepts soll es sein, durch die Verbesserung der Arbeitssituation und Verringerung der Belastungen des Personals, den Erfolg in der Einwerbung und Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal zu erhöhen. 

Begründung:

In den 9 psychiatrischen Kliniken und der orthopädischen Klinik des LVR arbeiten rund 6.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu gehören Gesundheits- und Krankenschwestern und -pfleger, Ärztinnen, Psychologen, Ergo- und Kreativtherapeuten, Sozialarbeiterinnen, Pädagogen und Bewegungstherapeuten. Durch den demographischen Wandel und die Zunahme von psychischen Erkrankungen erhöht sich die Anzahl der Patientinnen und Patienten an den Kliniken stetig. Aus diesem Grund und weil der administrative Aufwand durch die Verweildauerverkürzung und die Dokumentationserfordernisse zugenommen hat, ist die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten an den Kliniken zu hoch geworden. Die Befragung zur Beschäftigtenzufriedenheit und Beschäftigtenmotivation für den Qualitäts- und Leistungsbericht 2008 hat ergeben, dass das Ausmaß der Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Klinik an vielen LVR-Kliniken niedrig ausfällt. So können sich etwa an der LVR-Klinik Düsseldorf 50,6% der Beschäftigten wenig oder gar nicht mit ihrem Arbeitgeber identifizieren; an der Klinik in Viersen sind nur 20,9% der Beschäftigten mit dem Arbeitgeber zufrieden. Vor dem Hintergrund, dass bereits heute zehntausende Pflegekräfte in Deutschland fehlen, bahnt sich selbst bei den LVR-Kliniken mit eigenen Krankenpflegeschulen längst ein Notstand in der Pflege an. Um diesem Notstand entgegenzusteuern und die LVR-Kliniken als Arbeitgeber attraktiver zu machen, müssen dringend Maßnahmen zur Personalgewinnung und Personalbindung ergriffen werden. Die Vorraussetzungen dafür sind in den einzelnen LVR-Kliniken sehr unterschiedlich.

Die LVR-Zentralverwaltung wird von der Landschaftsversammlung daher beauftragt, ein Gesamtkonzept für die LVR-Kliniken zu entwickeln, welches die folgenden Standards an allen Kliniken sichert:

  

  • Wohnheime für Pflegekräfte

 

Oft werden die LVR-Kliniken als Arbeitsort ausgeschlossen, da es am Standort an Wohnungsangeboten mangelt oder die Mietpreise sehr hoch sind. Ein von der LVR-Klinik zur Verfügung gestelltes Wohnheim auf dem Klinikgelände oder in unmittelbarer Nähe, wie, z.B., das Personalwohnheim neben der Krankenpflegeschule Köln, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LVR-Klinik Köln und die Schülerinnen und Schüler zu günstigen Konditionen untergebracht sind, löst dieses Problem. In Zusammenarbeit mit den Kliniken soll die Verwaltung ein unterstützendes Konzept erarbeiten, mit dem die Vorraussetzungen dafür geschaffen werden, dass auch an den anderen Kliniken Wohnheime für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter errichtet, bzw. bezogen werden können.

  

  • Kinderbetreuung

 

Eine der wichtigsten Bedingungen für die Arbeitsortwahl stellt für viele Pflegekräfte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar. Ist das Angebot an Kinderbetreuungs- bzw. Kindergartenplätzen am Klinikstandort zu niedrig, kann dies oft ein Ausschlusskriterium für eine Ausbildungs-, bzw. Arbeitsaufnahme sein. Die LVR-Kliniken haben daher die Aufgabe, eine Kinderbetreuung in einer auf dem Klinikgelände ansässigen oder in unmittelbarer Nähe befindlichen Kindertagesstätte anzubieten, wie etwa an der LVR-Klinik Düsseldorf. In Zusammenarbeit mit den Kliniken soll die Zentralverwaltung die notwendigen Bedingungen für ein Minimum an Kindertagesstätteplätzen an allen LVR-Kliniken schaffen. Die Öffnungszeiten der Kindergärten sollten sich dem Schichtdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anpassen. Das bedeutet, dass insbesondere früh morgens, und auch spät abends, eine Kinderbetreuung möglich ist.

 

Sowohl die Bereitstellung von Wohnheimen als auch der Kinderbetreuung soll in den Wirtschaftsplänen der Kliniken berücksichtigt werden.

  • Angebote um die hohe Arbeitsbelastung und Stress auszugleichen

 

Ziel der Personalentwicklung an den Kliniken ist die Förderung des Leistungs- und Lernpotenzials der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Abstimmung mit den Leistungsanforderungen, die durch Gesetzgebung, fachliche Standards und Patientinnen und Patienten gestellt werden. Diesem Ziel werden einzelne LVR-Kliniken nicht gerecht. Die hohe physische, als auch psychische Arbeitsbelastung führen oft zu Unzufriedenheit und auch zu Erkrankungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die in allen LVR-Kliniken angebotene Supervision ist eine wichtige Maßnahme zur Stressbewältigung beim Personal, reicht aber als Ausgleich für die hohe Personalbeanspruchung nicht aus. Die Verwaltung soll daher darauf hinwirken, dass an allen Kliniken Deeskalationsmanagement eingeführt wird, wie beispielsweise das Deeskalationstraining am LVR-Klinikum Essen, mit dem Ziel, dass von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kliniken ein 4-tägiges Grundseminar absolviert wird und regelmäßige Auffrischungsseminare wahrgenommen werden können, um die erlernten Techniken zu vertiefen und zu trainieren. Es sollen für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verbindliche Fortbildungen eingeführt werden, die vom Stationsalltag entlasten und zum Erfahrungsaustausch mit anderen Kollegen und Kolleginnen führen. 

  

  • Erhöhung des Personalschlüssels

 

Durch den Ausbau der ambulanten Angebote hat sich der Anstieg der Fallzahlen im stationären Bereich verringert. Ein Anstieg ist jedoch bei gleich bleibendem Personal noch immer zu verzeichnen. Durch den bisherigen Anstieg der Fallzahlen ist ein akuter Personalmangel  an den LVR-Kliniken zu einem Problem geworden. Nur durch eine kritische Ermittlung des Personalbedarfs und einer daraus resultierenden Erhöhung des Personalschlüssels kann gewährleistet werden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle 14 Tage am Wochenende frei haben und nicht an Silvester, Weihnachten, Ostern und Pfingsten arbeiten müssen. Die regelmäßigen Überstunden, die in der Regel nicht als Freizeitausgleich abgegolten werden können, sind eine nicht vertretbare Folge des Personalmangels. Für eine deutlich bessere Besetzung der Schichten und die doppelte Besetzung von Aufnahmestationen nachts, wenn nötig, sind die Vorraussetzungen zu schaffen. Zur Verbesserung der Arbeitssituation des Pflegepersonals soll in Kooperation mit dem Personalrat untersucht werden, wie viel zusätzliches Pflegepersonal in den kommenden Jahren eingestellt werden muss und wie viele vorhandene Teilzeitkräfte aufgestockt werden können. Zu berücksichtigen sind bei einer Anhebung des wöchentlichen Stundenanteils und einer Anhebung der Stellenanteile besonders die Pflegebereiche, in denen der administrative Aufwand gestiegen ist und die Stationen mit höherem Pflegeaufkommen. Durch die Neueinstellung von Pflegepersonal, die Übernahme von Auszubildenden der LVR-Kliniken nach bestandener Prüfung, die Aufstockung von Teilzeitstellen sowie durch die Einwerbung zusätzlicher qualifizierter Pflegekräfte soll eine dauerhafte Verbesserung der Versorgung und eine weitere Steigerung der Qualität sowie eine dauerhafte Bindung des Pflegepersonals erreicht werden.

 

  • Beschränkung der Befristungen

 

Wie eine Anfrage der Fraktion Die Linke. im LVR ergeben hat, liegt die Zahl bzw. der Anteil der befristeten Beschäftigungsverhältnisse an einigen Kliniken erschreckend hoch und weicht stark vom Anteil der Befristungen an anderen Kliniken ab. So gibt es etwa am LVR-Klinikum Essen einen Anteil von 26,76% an Zeitverträgen und an der LVR-Klinik Bedburg-Hau 19,12%. Begründet wurden die teilweise überdurchschnittlich hohen Anteile an befristet Beschäftigten mit der unsicheren Finanzierungsentwicklung, der kontinuierlichen Budgetdeckelung, der Unsicherheit der Betriebe, hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen der Rahmenzielvereinbarung I ("ambulant vor stationär") und der Verkleinerung der Ein richtungen. Für di e P atientinnen und Patienten fehlten in Kliniken dadurch oftmals Bezugspersonen. Zudem ist eine befristete Beschäftigung von qualifiziertem Pflegepersonal in so hohem Ausmaß nicht hinnehmbar, da Zeitverträge allenfalls eine Notlösung sind und die Eigenbetriebe konkrete Finanzierungspläne brauchen. Durch die bisherigen Erfahrungen mit der Hochzonung kann die Finanzierungsentwicklung mittlerweile viel besser abgesehen werden. Im Gesamtkonzept für die Kliniken soll die Möglichkeit Zeitverträge abzuschließen daher auf das nötigste beschränkt werden. Die Schaffung von zusätzlichen Stellen im Rahmen des Gesamtkonzepts stellt keinen sachlichen Grund zur Befristung von Beschäftigungsverhältnissen dar.

  

Unterschrift:
Felix Schulte (Fraktionsgeschäftsführer) Felix Schulte (Fraktionsgeschäftsführer)
Anlagen:
  • Keine Anlagen vorhanden