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Antrag-Nr. 13/277
öffentlich
Datum:
10/15/2013
Antragsteller:
GRÜNE, FDP, SPD
Gesundheitsausschuss08.11.2013Beschluss
Tagesordnungspunkt:
Geschlechtsspezifische Medikation
Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt, zu berichten, welche Aktivitäten seit der Beschlussfassung über den Antrag 11/69 der SPD-Fraktion vom 21.05.2001 zum Thema „geschlechtsspezifische Medikation in Einrichtungen des LVR“ entfaltet wurden.

Am 25.3.2011 hat der Gesundheitsausschuss den Antrag 13/111 von SPD, GRÜNEN und FDP beschlossen, der unter anderem die LVR-Kliniken auffordert, „bei ihren Behandlungskonzepten zu berücksichtigen, dass Medikation von Menschen nach dem aktuellen Stand von Forschung und Lehre geschlechtersensibel ist“. Diesen Aspekt hat die Verwaltung in ihre Darstellung zum „Gender Mainstreaming im LVR-Klinikverbund und Verbund Heilpädagogischer Hilfen“  (Vorlage 13/2108) aufgenommen.

In diesem Zusammenhang soll insbesondere zu folgenden Fragestellungen berichtet werden:

1. Sind die Ergebnisse entsprechender Studien Gegenstand von Aus- und Fortbildung der Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken? Gibt es entsprechende Qualifizierungsprogramme?

2. Gibt es Empfehlungen / Leitlinien in den Kliniken zur geschlechtsspezifischen Auswahl / Dosierung von Medikamenten und für geschlechterdifferenzierte Therapieansätze?

3. Werden die Frauen über mögliche geschlechtsspezifische Nebenwirkungen von Medikamenten informiert?

4. Wird in den LVR-Kliniken zu genderspezifischer Medikation geforscht?

Begründung:

Verschiedene Studien haben mittlerweile die unterschiedliche Wirkung von Psychopharmaka auf Männer und Frauen belegt.

Die medizinische Forschung und  Untersuchungen der Krankenkassen verweisen seit spätestens 2004 auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der  Wirkung, Dosierung, Wirkdauer und den Nebenwirkungen von Medikamenten, hier insbesondere von Psychopharmaka.

Frauen bekommen zwei- bis dreimal häufiger Antidepressiva, Tranquilizer oder Schlafmittel verordnet als Männer. Die Nebenwirkungen von Psychopharmaka umfassen u.a. ein erhöhtes Brustkrebsrisiko (um das Neunfache!), Diabetesrisiko, Gefahr von Übergewicht und Medikamentenabhängigkeit sowie vermehrte Herz-Kreislauferkrankungen.

Auch Dosierung und Anzahl der verordneten Medikamente sind abhängig vom Geschlecht des Patienten und dem rollenstereotypen Verordnungsverhalten der Ärzte.

Eine systematische Erforschung dieser Zusammenhänge steht noch aus. Nur in etwa 10-20% der pharmakologischen Forschung werden geschlechtsspezifische Auswertungen vorgenommen.

Notwendig ist eine umfassende Aufklärung von Ärztinnen und Ärzte sowie von Patientinnen über diese Zusammenhänge und eine behandlungsbegleitende, stetige Kontrolle der Nebenwirkungen.

 

 

 

 

 

Unterschriften:
Ralf Klemm
Thomas Böll
Hans-Otto Runkler
Anlagen:
  • Keine Anlagen vorhanden